"Musst du so schlürfen?" Das neue Soloprogramm von Michael Hufnagl

Den Hufnagl ohne "gnä Kuhn" gibt es wieder - und zwar rundumerneuert. Im Februar 2023 startet sein neues Kabarettprogramm mit dem Titel "Musst du so schlürfen?". Ein Jungspund hat plötzlich Alterserscheinungen. Mit verlässlich-ironischem Blick, wortgewandter Stilsicherheit und einem fast schon seismografischen Gespür für menschliche Eigenheiten begibt sich Michael Hufnagl auf die Spuren seines Älterwerdens.

 

Die Erde - eine Bandscheibe?

Lebe jeden Tag, als ob es dein letzter wäre, oder: Unser Dasein ist zu kurz für Weisheiten aus der Hölle der Poesiealben! Gedanken über eine Vergangenheit, in der Tempelhüpfen, Bacardi-Cola und Tricotronic ein Lebensgefühl waren. Über eine Gegenwart in der die Erde eine Bandscheibe ist, Haare an den falschen Stellen wachsen, und Smartphone-Apps Kalorien kontrollieren. Und über eine Zukunft, in der Ablaufdatum und Genießbarkeit eine neue Bedeutung bekommen.

 

(Foto: Ela Angerer)

 

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Was war, was kommt - und worauf wir uns freuen

2020. Was für ein Jahr, so viel Veränderung! Auch für uns. Viele Auftritte wurden abgesagt - und trotzdem waren wir unendlich dankbar, dass wir als Journalisten weiterarbeiten konnten und durften. Wir waren daheim. Wir haben viel geredet. Wir hatten Spaß. Wir waren nachdenklich. Wir haben gelernt, dass Angst der falsche Weg ist, sind aber achtsam mit der Gesundheit anderer und der eigenen Gesundheit umgegangen. Das Wichtigste: Wir haben das Lachen nicht verlernt. Im Gegenteil: Wir sind der Meinung, dass Lachen, dass das Augenzwinkern, dass ein bisschen Ironie uns zuversichtlich - und damit gesünder machen. Und so sind wir sehr zuversichtlich, dass wir - im Rahmen entsprechender Vorsichtsmaßnahmen - im Herbst unseren Beitrag dazu leisten können, damit manches leichter wird. Wir wollen mit Euch und für Euch sein - Gnä Kuhn und der Mann nebenan.  Und ja, auch wir haben uns mitten im Lockdown, gleich zu Beginn im März am "Video-Streaming" aus dem Wohnzimmer versucht. Eine kleine Erinnerung für Euch, liebe Leserinnen und Leser und alle, die unsere Texte mögen. Wir hoffen, Euch zu sehen - und freuen uns schon sehr!


Weil wir Tiere so lieb haben, sind wir da dabei!

Die großartige Monica Weinzettl hat uns gefragt, ob wir bei dieser Kabarett-Benefiz-Gala zu Gunsten des Wiener Tierschutzvereins dabei sein möchten. Es ist uns eine große Ehre, danke. Mit dabei sind Kabarettisten wie Viktor Gernot, Gerald Fleischhacker, Angela Niedetzky, Alex Kristan und und und. Das wird garanTIERt lustig. Im Theater Akzent, am 1. Oktober 2019.


Paaradox NEU: Schatzi, es geht noch - jö!

Es ist vollbracht. Unser neues Programm "Schatzi, geht's noch" hatte am 23. Jänner im Rabenhof Premiere und wir waren sehr happy. Vor allem deshalb, weil spürbar wurde, wie sehr wir uns in den vergangenen vier Jahren - mit ungefähr 100 Auftritten auf diversen kleinen oder auch größeren Bühnen (39 alleine davon im Rabenhof) - weiterentwickeln konnten. Wir haben gelernt, an uns gearbeitet und all das Gelernte und Erarbeitete in diese neue Produktion einfließen lassen. Klar, wir machen nach wie vor Lesekabarett - aber haben Mut zu mehr Solos, Standups und anderen Blödeleien. Ein schönes Gefühl, zu sehen: Es funktioniert. Daher freuen wir uns jetzt auf ein neues Kapitel im Reigen "Alte Liebe, neuer Wahnsinn". Möge die Übung gelingen.  Diese Kritik hat übrigens der liebe und lustige Kollege Dieter Chmelar geschrieben. Stimmt, der ist nicht ganz "neutral" - aber er würde es nicht tun, wenn er es nicht so empfunden hätte.


Paaradox II, ab 23. Jänner: Schatzi, geht's noch?

Alte Liebe, neuer Wahnsinn – die paartherapeutische Erfolgsproduktion des Wiener Rabenhoftheaters geht in die nächste Runde. Denn das letzte Wort zwischen dem Gnä Kuhn und dem Mann nebenan ist noch lange nicht gesprochen. Lieber machen sie einander in unterhaltsamer Verlässlichkeit und amüsanter Spitzfindigkeit auf höchstem Text-Niveau auch diesmal wieder eine Szene nach der anderen – ihr treuherziges Wehegelübde stets im Blick. Seit 20 Jahren kämpfen die beiden um ihr gemeinsames Beziehungsglück, seit 20 Jahren befindet sich Österreichs bekanntestes Kolumnistenpaar auf der Expedition durch den Alltagsdschungel und seit 20 Jahren Jahren schwören Sie & Er auf die Erfolgsformel „Weiterlieben – Weiterleiden – Weiterlachen”.

 

Die Frage des neuen Programms: „Schatzi, geht's noch?“ Die Antwort: Ja. Und wie!


Ein Paar. Eine Kolumne. Das Buch dazu.

 Von Liebesglück und Alltagsfallen:

das Buch zur Sonntags-Kolumne

»Du machst mich wahnsinnig« war früher einmal ganz anders gemeint. Heute träumen wir von getrennten Geschirrspülern und anderen Fluchtwegen aus der Alltagsfalle. Wir pendeln zwischen Baumarkt-Bummel, Ikea-Besuch und Urlaubsträumen. Unsere Sie & Er-Kolumne erscheint seit drei Jahren in der Tageszeitung Kurier - genau besehen, in der Beilage zum SonntagsKurier "Mein Sonntag", und hat sich mit der Zeit zum Erfolgsformat entwickelt. Darauf sind wir schon ein wenig stolz. Genauso wie auf unsere Kolumnensammlung in Buchform, im Februar im Amaltheaverlag erschienen, der wir noch den einen oder anderen Gedanken hinzugefügt haben. Jedenfalls sind wir überzeugt: Lachen – und zwar miteinander – ist die beste Paartherapie.  Aber klar: Manchmal gibt es Situationen, die sich damit nicht vereinbaren lassen, weil sie zu ernst und auch zu intim sind. Manche Dinge lassen sich nicht "weglachen", das ist uns bewusst. Doch eine  der zentralen Ingredienzien einer Beziehung, die sich "in Bewegung" befindet, ist die Fähigkeit, sich zu hinterfragen und manches, was passiert, aus der "Hubschauberperspektive" zu sehen. Um zu bemerken, dass in dem "Gesamtkunstwerk" alle Beteiligten ihre Fäden ziehen - und nicht nur einer, der Schuld an allem tragen soll. Ein wichtiger erster Schritt zur Beziehungerkenntnis. Wenn das mit einem Augenzwinkern, mit Nachsicht, mit Einsicht einher geht, dann ist ein wichtiger Schritt getan.


Das Video vom Amalthea-Verlag zu "Du machst mich wahnsinnig"



Paaradox auf der Bühne.


Irgendwann im November 2013 hat uns Thomas Gratzer, Direktor des Wiener Rabenhoftheaters, gefragt, ob wir denn nicht Lust hätten, im Rabenhof aufzutreten und aus unseren Texten zu lesen.

Um ehrlich zu sein: Wir waren unsicher. Also haben wir erst einmal das getan, was man in so einem Fall tut: nix. Irgendwann ist er noch einmal auf uns zugekommen mit dem obligaten "Nau, habt Ihr es Euch schon überlegt?"

Hatten wir nicht.

Wir konnten uns nicht vorstellen, dass 300 Menschen - so viele passen ca. in eine Vorstellung - kommen würden, um uns zu sehen. Irgendwann haben wir uns drübergetraut. Zwei Lesungstermine gingen online - und waren im Nu ausverkauft. Wir waren baff, aufgeregt, enthusiasmiert. Und überlegten uns - gemeinsam mit Thomas Gratzer - wie wir das Ding auf die Bühne kriegen. Herausgekommen ist ein feiner Abend, bei dem wir uns immer noch sehr wohlfühlen. Nah am Publikum, mitten im (Beziehungs-)Leben und auch nah an uns "selbst". Denn was wir sicher nicht sein wollen: Kunstfiguren. Uns ist wichtig, dass wir wir selbst bleiben können. Und dass sich die Menschen in unseren - oft so banalen - Geschichten wiederinfinden. Wir wollen darüber reden, darüber lachen, manchmal auch darüber weinen. Wir wollen das, was wir erleben teilen. So soll's auch in Zukunft bleiben. Und ja, an dieser Stelle ist vor allem eines zu sagen: Danke, liebes Publikum, dass Sie uns bisher so wunderbar angenommen haben, mit und über uns lachen konnten. Und sich wiederfinden in unseren Geschichten. Ein gutes Gefühl, ganz und gar nicht paaradox. Sondern einfach nur schön.



Das Interview zu unserem Buch


Anlässlich unserer Buch-Neuerscheinung hat KURIER-Kollege Axel Halbhuber mit uns ein Interview gemacht, bei dem wir es ziemlich lustig hatten. Auch Fotograf Franz Gruber, übrigens. Voila, hier der Text:

 

Eine glückliche Ehe mit alltäglichen Schlagabtäuschen um verschwundene Socken, volle Handtaschen und andere Beziehungs-Banalitäten – Gabriele Kuhn und Michael Hufnagl nennen ihre sonntägliche Paarkolumne aus gutem Grund "Paaradox". Was da seit knapp drei Jahren zu lesen ist, wird seit Herbst als Bühnenshow im Wiener Rabenhof-Theater gezeigt, stets ausverkauft. Und ist seit dieser Woche als Buch erhältlich. Der Erfolg wirft die Frage auf: Warum interessiert so viele ein Mann/Frau-Blick auf den Alltag? Und ist er überhaupt echt? Zu Beginn des Gesprächs, das mit den Kollegen im gewohnten Duwort stattfindet, reichen rosa Herzen, damit Kuhn und Hufnagl die zweite Frage wortlos beantworten: Sie spielen damit wie junge Verliebte.

 

KURIER: Die Sichtweisen in der Kolumne sind oft bis zum Klischee überspitzt. Seid das ihr oder bedient ihr Kunstfiguren?


Gabriele Kuhn: Überhöhte Figuren, aber authentische, es wird auch als authentisch erlebt. Natürlich zugespitzt, aber es entspricht der Wahrheit, das sind schon wir.

Michael Hufnagl: Wir beschreiben Alltagssituationen. Würden wir sie nicht überhöhen, wären sie fad. Der Erfolg der Kolumne liegt darin, dass sich Menschen damit identifizieren. Die Leute kennen diese Muster. Wir schreiben sie auf, nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit mildem Spott und Ironie.

 

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Foto: KURIER/Franz Gruber

Zu viel Banalität kann aber auch fad wirken, oder?

Hufnagl: Die Banalität ist der Schmäh der Geschichte. Es ist eben keine geistig tiefsinnige Abhandlung über das Mann-Frau-Thema und die Probleme, die sich aus dem Gemeinsamen ergeben. Wir bilden die Banalität ab, so dass man über die Dinge, die einen eigentlich ärgern, lachen kann. Mich machen diese Dinge ja narrisch, der Witz ergibt sich aber aus dem Blick auf mich, wie ich mich ärgere.

Kuhn: Wesentlich ist, dass man zu dem, was man tut, immer wieder Abstand gewinnt und die Situation in ihrer Absurdität erkennt. Darüber zu lachen, bringt einen näher, man erkennt, wer bin ich ich, wer sind wir. Ich schau mich oft selbst von oben an und sage: Ich kepp’l nur mehr, da muss man schon fragen: Was ist der Urgrund des Keppelns, wo ist die eigene Unzufriedenheit?

Hufnagl: Gaby hat einmal gesagt: Wir sind wie in einer italienischen Komödie. Wenn du das über dich sagen kannst, übereinander und miteinander lachen kannst, hast du viel gewonnen.

 

Klingt fast wie ein therapeutischer Tipp. Werden Menschen mit Beziehungsdrama durch eure Texte therapiert?

Hufnagl: Therapie ist zu hochgegriffen, aber wenn man selbst in der Falle drinsteckt, tut es manchmal gut zu sehen: Das ist wie bei uns, mein Gott, worüber wir uns eigentlich aufregen. Das kann ein Krampflöser sein.

 

Ihr seid also Role Models. Im Buch schreibt ihr: "Die große Kunst des Paarseins ist es, an der Zeit zu wachsen." Wie seid ihr in 17 Jahren gewachsen?

Kuhn: Ich glaube, man kann nur an der Reibung und an Tiefs wachsen, und wir hatten einige in der lange Zeit. Ich halte Beziehungen, die nie Tiefs haben, für fragwürdig. Uns haben sie toleranter, größer und selbstreflektierter gemacht.

Hufnagl: Ich habe durch diese Frau Weisheit, Gelassenheit gelernt, und über den Schatten zu springen, um sich auf Tiefgang einzulassen. Das war mir früher nie wichtig. Offensichtlich habe ich unbewusst immer eine ältere Frau gesucht, die mir das Wilde runterräumt.

 

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Foto: KURIER/Franz Gruber

Ihr seid zehn Jahre auseinander, dazu passt die Rollenverteilung im "Paaradox", die weise Gabriele und der locker-leiwande Michael. Wie oft sagt denn einer von euch: Das ist gemein, das kannst du nicht schreiben?Hufnagl: Ich bin der Angerührtere, mir ist die Außendarstellung wichtiger als der Gaby. Ich denke, wer das aller liest, was denken sich die dann? Gaby ist gut im Nehmen.

 

Apropos: Über Sex schreibt ihr im „Paaradox“ gar nicht.
Kuhn: Das ist der intimste Bereich, das ginge nicht. Auch über echte Probleme oder Beziehungskrisen würde da nie etwas stehen. Oder Details aus unserem Familienumfeld.
Hufnagl: Ich glaube, dass unser Publikum das gar nicht will. Es wäre eher irritiert, wenn ich schreiben würde, welche Stellung wie nicht funktioniert. Das ist ein automatisches Tabu.
Kuhn: Ich bin durch zwölf Jahre Sexkolumne (KURIER freizeit) sehr abgebrüht.

 

Aus dem Buch: "Der Alltag und genau solche Situationen sind der größte Feind der Liebe." Führen die Scharmützel in einer Ehe immer zum Ende oder gehört das einfach dazu?

Kuhn: Viele Ehen werden geschlossen, da hatten beide noch kein Leben davor. Michi ist aber mein zweiter Mann, wir hatten beide ein intensives Vorleben. Da weiß man schon, dass man immer wieder an die gleichen Problemstellen kommt. Und dass man daran arbeiten muss. Beziehungen sind harte Arbeit. Hat man das noch nicht erfahren, bricht bei der ersten Krise ein Traum zusammen.

Michi: Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es passiert so lange immer das Gleiche, bis man in sich geht und sagt, was stimmt mit mir nicht? Wenn der wirklich große Wickel kommt, kann man sich schleichen oder sagen: Schauen wir uns das an! Das tut weh und ist mühsam. Wir beide haben uns auch schon nächtelang erklärt, mit Tränen und Wut, so weit kommen viele gar nicht.

 

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Foto: KURIER/Franz Gruber

 

Auf der Bühne sagt ihr euch als Schlussnummer einmal etwas Nettes. Was gefällt euch am anderen noch immer?

Hufnagl: Für mich ist es das Bild, wenn ich aufwache und ich sehe sie noch schlafen, dann ist das Gefühl in diesem Frieden, ich würde mich in der Sekunde wieder in diese Frau verlieben. Da halte ich alles andere aus.

Kuhn: Das beste Indiz ist, sich immer wieder auf den Menschen zu freuen. Du denkst nicht, der sollte einmal auf Urlaub fahren, ich will alleine sein, sondern man freut sich immer auf den Tag mit ihm, weil er mich neugierig aufs Leben macht.